Hiroshima: Geschichtliches
Hiroshima ist ein wenig anders als die bisherigen Städte. Die brutale Vergangenheit der Stadt hat einige Spuren hinterlassen, die man auch heute noch erkennen kann. So gibt es etwa nicht ein Stadtzentrum mit vielen Hochhäusern, sondern fast die gesamte Stadt ist deutlich weniger beengend und ‚offener‘ gebaut, da es durch die vollständige Zerstörung nicht soviel Entwicklungszeit gab. Die Stadt besteht größtenteils aus Plattenbauten und kleineren Häusern gepaart mit Parkanlagen und Flüssen. Auch die Infrastruktur besteht eher aus älteren Straßenbahnen, welche im Gegensatz zu den bisherigen Verkehrsmitteln auch leichte Verspätungen haben können.
Doch nun zum Grund für diese Abweichungen.
Er findet sich in den weltweit ersten Atombombenabwürfen, welche einen Großteil der Städte fast vollständig zerstörten und hunderttausende Menschen mit in den Tod rissen.
Dieses Thema war auch der Hauptgrund für meinen Besuch, weswegen ich das Hiroshima Peace Memorial Museum als
erstes besuchte. Aus Respektgründen und der schlecht in Bildern festzuhaltenden emotionalen Atmosphäre hab ich keine Fotos im Inneren gemacht.
Das Museum ist in verschiedene Bereiche aufgeteilt und hebt besonders die Realität des Angriffs hervor, also die Situation zum damaligen Zeitpunkt. Dabei wird nicht davor zurückgeschreckt, die grausamen Geschehnisse in Bildern und Installationen ungeschönt darzustellen, was einem sehr gut die extreme Wucht der damaligen Geschehnisse vor Augen führt.
Während des Besuches verweilt man vor Erinnerungstücken Verstorbener, einzigen Bruchstücken der Leben von Menschen, welchen ihren Verwandten noch verblieben sind. Denn die Bombe vernichtete nicht nur physisches sondern auch abrupt und auf grausame Art und Weise die Verbindung zu unersetzbaren Menschen. Die Emotionale Bedeutung der Texte und Fundstücke lässt sich in einem Text nicht beschreiben, weswegen ich auch gar nicht so ausführlich versuchen will.
Aber Überbleibsel der Menschen von denen Familienmitglieder später nur verkohlte Leichen fanden, haben einen unheimlich schweren Eindruck hinterlassen. Die Ausstellung ist aufgrund der Bilder auch nicht unbedingt etwas für jeden, aber sie veranschaulichen die Qualen der Betroffenen besser als alles andere.
Wenn man bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Gesichtern von Schulkindern entgegen blickt und Menschen die Haut geschmolzen vom Körper hängt, dann sind das wahrlich Bilder, die sich einem für immer ins Gedächtnis brennen.
Und dieses Schicksal betraf nicht nur wenige wie bei herkömmlichen Bomben, sondern Abertausende, welche innerhalb von Sekundenbruchteilen ihres friedliche, zivilen Lebens beraubt wurden.
Es war auch eine besonders hohe Zahl an Schulkindern betroffen, da diese bei den kollektiven Abrissarbeiten im Zentrum der Stadt halfen, als die Atombombe über ihren Köpfen explodierte. Viele von ihnen, gerade einmal 10 -14 Jahre alt, hinterließen verkohlte Kleidung und verbrannte, unaufgegessene Verpflegung. Anhand dieser waren viele auch nur noch später identifizierbar. Die Ausstellung fokussiert sich jedoch nicht nur auf die Allgemeine Tragödie, sondern rückt auch einzelne Schicksale in den Mittelpunkt, welche anhand von Erinnerungstücken erzählt werden. Etliche der überlebenden Kinder kamen beispielsweise zwar noch nach Hause oder in Notaufnahmen, verstarben aber alle in den Folgetagen.
Die in 600 Metern Höhe über dem Stadtzentrum explodierte Bombe ebnete die Stadt in einem 2 Kilometerradius vollständig ein und brauchte auch 4 Kilometer weiter noch Häuser zum einstürzen. Ziegel schmolzen wie Wachs und übrig blieb eine Ebene aus Metallklumpen, brennendem Holz, Schutt und Menschen. Die durch den atomaren Sprengkopf erzeugte Hitzewellen brannten selbst Kilometer entfernt Plakaten die dunklen Buchstaben aus dem Papier. Aber nicht nur dunkles Papier war betroffen, sondern auch Kleidung, was in einem gezeigten Fall wiederum das Muster eines Kimono auf der Haut eines Mannes brannte. In den Folgetage färbte sich der Regen in der Region pechschwarz, da er den Ruß und radioaktive Materialien enthielt. Dementsprechend auch die Folgen für Lebewesen welche diesen tranken.
Dieser Angriff, welcher auf unmenschliche und bisher noch nie dagewesene Weise Kinder, Eltern und Verwandte auslöschte, war als die Folge einer exakten Planung.
Die USA wollte, berechtigterweise, die zusammen mit Deutschland an zahlreichen Kriegsverbrechen beteiligten Japaner zur Kapitulation im 2. Weltkrieg bringen. Anstatt jedoch Pläne weiterzuverfolgen welche Russland oder China mit einbezogen um Japan zu besetzen, verwarf man diese, da sie die kommunistischen Staaten beteiligen und evtl. stärken würden. Stadtessen wandte man sich den Atombomben zu, welche weder viel Aufwand brauchten, eigene Verluste nicht vorhanden waren und einen hervorragenden Test der neuen Waffe abgaben.
Man fertigte eine Liste der geeigneten japanischen Städte an, suchte davon die finalen aus und berechnete wie man die Effektivität optimieren könnte. Normale Luftschläge waren auf diese ausgewählten Städte übrigens verboten. Nachdem man im Falle von Hiroshima die Stelle und Höhe von 600m als effektivste zur Vernichtung der Häuser und Zivilisten gefunden hatte, wurde die Bombe zusammen mit Forschungs- und Film/Foto Equipment losgeschickt.
Als dann die Bombe an der vorgesehenen Stelle am sonnigen Morgen des 6. Augusts explodierte und tausende Menschen verbrannten, maß man dann die sich veränderten Luftverhältnisse, fotografierte das ganze und ließ es in die weitere Forschung einfließen.Man war der Kapitulation Japans einen großen Schritt näher, mit dem kleinen Manko, dass man selbst ein Kriegsverbrechen an unschuldigen Zivilisten begangen hatte.
Ich empfehle jedem der einmal die Möglichkeit hat nach Hiroshima zu reisen, sich dieses Museum anzuschauen. Es gibt keinen geeigneteren Ort um sich der Bedeutung der damaligen Ereignisse bewusst zu werden. Das Museum kommt trotz seines Themas übrigens erstaunlicherweise ohne Schuldzuweisungen zurecht, hat eine sehr gute Aufarbeitung sowie einen objektiven Blick auf die Geschehnisse.
Nach dem Museum besuchte ich dann noch den Hiroshima Peace Memorial Park
sowie das Children’s Peace Monument. Dieses widmet sich den Kindern unter den Opfern und entstand aufgrund eines Mädchens welches die Katastrophe mit 2 Jahren zwar ohne sichtbare Verletzung überstand, 10 Jahre später jedoch plötzlich an Leukämie erkrankte und verstarb. Sie bastelte während ihrer Krankheit tausende Papierkraniche, in der Hoffnung dies würde ihr bei der Genesung helfen. Seitdem werden diese auch als Symbol der Erinnerung an die Tode der Kinder und die Hoffnung auf eine friedliche Welt gesehen. Am Denkmal selbst findet man ebenfalls tausende dieser Kraniche als Ketten hängen.
Die letzte Station war dann der Atomic Bomb Dome, dem Friedensdenkmahl welches aus der Ruine einer damaligen Industrie Ausstellungshalle besteht. Dieses wurde aufgrund seiner Bedeutung für Erinnerung und Hoffnung bereits als Weltkulturerbe anerkannt.
Damit beende ich jetzt diesen Artikel und hoffe das ich die traurige, aber zugleich auch warnende Geschichte Hiroshimas, so gut wie mir in Textform möglich, darstellen konnte.
Morgen erscheint dann ein Artikel über meinen Besuch auf der Insel Itsukushima.
A.W.